Die Gulcemal-Fähre wurde 1987 in Belfast von Harland and Wolff gebaut und von der White Star Line im Atlantik unter ihrem ersten Namen SS Germanic betrieben. Sie stellte einen Geschwindigkeitsrekord im Atlantik auf und überquerte den Ozean in weniger als 12 Tagen, was ihr das Blaue Band einbrachte. 1899 erlebte sie einen sehr schlimmen Blizzard in New York, und der Schnee, der sich auf ihrem Deck stapelte, ließ sie in die flachen Gewässer des New Yorker Hafens sinken. Sie wurde nach Belfast zurückgebracht, wo sie vier Monate lang repariert wurde, und 1904 an die Schwestergesellschaft der White Star Lines in den USA, die International Mercantile Marine, verkauft. Sie sollte Ottawa heißen, bis sie schließlich 1910 an die Osmanen verkauft wurde. Ihre beeindruckende Geschichte begann damals und setzte sich bis in die 50er Jahre fort, als sie schließlich nach Italien zur Verschrottung gebracht wurde, nachdem sie zwei Weltkriege und drei Unfälle erlebt hatte.

Der osmanische Sultan Mehmet V. Reshad kaufte das Boot und benannte es nach seiner Mutter Gulcemal, aber die Fähre hieß zunächst Gul Djemal. Der Name wurde dann in Gulcemal geändert und gleich nach dem Kauf begann sie, Soldaten nach Jemen zu transportieren, bis der Erste Weltkrieg 1914 ausbrach. Sie begann, Soldaten zu den Schlachtfeldern von Gallipoli zu transportieren, und während ihres Einsatzes wurde sie von einem britischen U-Boot torpediert und nach Istanbul zur Reparatur geschleppt. Sie konnte auch am Ende des Ersten Weltkriegs dienen und begann nun, deutsche Soldaten von Ägypten und Griechenland nach Dover zu bringen, wo sie entwaffnet und nach Hause geschickt wurden. 1921 brachte Gul Djemal Einwanderer in ihr neues Leben in die Vereinigten Staaten aus dem Nahen Osten und war das erste Schiff, das mit einer türkischen Flagge in die Staaten kam. Danach arbeitete sie hart während des Bevölkerungsaustauschs zwischen der Türkei und Griechenland direkt nach dem Unabhängigkeitskrieg der Republik Türkei, und ihr Name wurde dann in Gul Cemal geändert.

Atatürk, Gründer der Republik Türkei, auf der Gulcemal-Fähre im Jahr 1926.

Gulcemal begann nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, Passagiere und Post entlang der Schwarzmeerküste der Türkei zu transportieren. Während ihres Dienstes wurde sie bei der Bevölkerung sehr beliebt, sodass die Menschen an den Promenaden der Städte auf sie warteten, nur um ihre Schönheit zu sehen. Ein Zeuge jener Tage erzählt, dass Gulcemal ihre Lichter beim Näherkommen an die Stadt Trabzon ein- und ausschaltete und die ganze Stadt daraufhin antwortete, um ihren Respekt zu zeigen. Dies führte sogar zu einer öffentlichen Meinung, die sich damals entwickelte; einige Menschen glaubten an die heilenden Kräfte der Gulcemal-Fähre. Sie mieteten kleine Boote mit Ruderern, die siebenmal um sie herumfuhren, während die kranke Person ebenfalls im Boot war. Wenn die Person nicht heilte, dachten sie, dass sie das Boot in die falsche Richtung umrundet hatten, und wiederholten die Behandlung, wenn Gulcemal ihre Stadt wieder besuchte.

Gulcemal besuchte alle Häfen der Schwarzmeerküste und ankerte wegen ihrer Größe vor der Küste, was die Dauer des Aufenthalts in den meisten Städten verlängerte. Eine Reise dauerte Tage, um das Ende des Schwarzen Meeres zu erreichen, und als Ergebnis warnten die Mütter der Schwarzmeerküste ihre Kinder streng, wenn sie sie zum Markt in die Stadt schickten, damit sie nicht auf dem Weg Zeit verschwendeten.

Bis 1937 diente und inspirierte sie besonders die Menschen der Schwarzmeerküste und wurde schließlich im Goldenen Horn geparkt und dort als Lager genutzt und sogar 1950 als Hotel. Sie wurde im Oktober 1950 nach Messina, Italien, zur Verschrottung geschickt. Nach 75 Jahren Überleben ist Gulcemal das zweitlängste dienende Schiff der Welt, dank ihres kriegsschiffähnlichen starken Körpers.

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